Leonies Tagebücher

LEONIES TAGEBÜCHER

Aus dem Alltag einer Hochbegabten

Hi Leute, ich bin Leonie, Schülerin und fast 16 Jahre alt und hochbegabt. Gerade das birgt einige Herausforderungen, besonders, wenn fast alle Menschen nicht so intelligent sind wie man selber.

Übrigens, dass ich hochbegabt bin, das schreibe ich hier nicht aus angeberischen Gründen, sondern weil vielleicht dann einige besser begreifen, warum auch und gerade für mich das Leben auf diesem Planeten manchmal so besonders schwer und anstrengend ist.

Meine Vorbilder und Idole sind Annalena Baerbock und Sarah Bosetti, zwei starke und erfolgreiche Frauen, die unserer Gesellschaft den Spiegel vorhalten. Sarah Bossetti ist es egal, wenn sie damit bei anderen aneckt, was ich total super finde. 

Frau Bosetti spricht nicht nur unbequeme Wahrheiten aus, sie hat einfach auch Humor.  Auch ich versuche die Herausforderungen des Lebens eher mit Humor zu nehmen. Im aktiven Humortraining lerne ich, vieles weniger schwer zu nehmen, aber ohne dabei total oberflächlich und gleichgültig zu werden, so wie viele andere Menschen in unserer Gesellschaft, die immer nur an sich denken. 

Dieser megasüße Typ ist Jesko-Thorben. Er ist schon in der 10. Klasse und, genau wie ich, der eher intellektuelle Typ. Unsere Beziehung ist noch ganz am Anfang, aber wir lassen es bewusst langsam angehen und reden offen über unsere Beziehungsprobleme. Jesko-Thorbens Eltern sind nämlich geschieden und er möchte nicht, dass wir die selben Beziehungsfehler machen wie seine Eltern. Viele halten ihn für einen „Spießer“, aber diese Leute sind einfach nur oberflächlich, total unintellektuell und voll kindisch. Mit 16 sollte man schon geistig ein wenig weiter entwickelt sein, sag ich mal. Sorry, aber ist doch wahr!

Das sind meine Eltern. Mein Vater Ehrhard ist 64 und Professor an der Uni. Er arbeitet sehr viel und gibt sogar in seiner Freizeit noch Studentinnen Nachhilfeunterricht.  Er trinkt gerne mal einen guten Wein und ist oft unterwegs, weil er viele Vorträge halten muss. 

 Meine Mutter ist 40 und Schauspielerin. Da sie sehr gutaussehend und begabt ist, hat sie viele Neider.

Sie hat schon mit 24 Kinder bekommen, so dass sie kaum noch Zeit für den Beruf hatte. Das ist auch der Grund, warum sie bisher noch nie in einem Deutschen oder Internationalen Spielfilm mitgespielt hat. Nur wegen mir und meinem Bruder, weil sie sich da aufgeopfert hat.  Deswegen hat sie manchmal einen Nervenzusammenbrüch.

Ich finde, sie sieht immer noch mindestens so gut aus wie Uschi Glas oder Angelina Jolie, so dass das jetzt, wo wir Kinder groß sind, ja vielleicht doch noch klappen kann. 

Eigentlich mag ich so geschminkte und aufgetakelte  Tussis in meiner Klasse nicht. Aber bei meiner Mutter ist das was anderes. Sie ist ja Schauspielerin und muss in der Öffentlichkeit gut aussehen, während man als Schülerin lieber mal mitdenken sollte, was die Lehrer da gerade sagen und was man heutzutage in der Welt verbessern könnte.

Meine Mutter macht sich da nämlich viele Gedanken, weswegen sie sich auch gesellschaftlich sehr engagiert und für Charity-Events einsetzt.

Und das machen ja viele oberflächliche Tussis aus meiner Klasse leider leider nicht. 

Meine Eltern haben auch schon mal eine Paartherapie gemacht.

Meine Mutter fand wohl, dass mein Vater sich zu viel um seine Studentinnen gekümmert hat. In der Zeit hat sie sich dann öfter mit ihrem neuen Manager getroffen.

Aber sie hatten keine Affäre oder so, sagt Mama, sie verstehen sich einfach auf der menschlichen Ebene total super.

Ich denke, sie haben ihre Schwierigkeiten nun im Griff. 

Außerdem hab ich noch einen  kleinen Bruder. Er ist erst 13, kommt sich aber vor wie mindestens 16 oder 17. Er nervt total. Während ich eher geistig so reif bin wie mindestens 35 durch die Hochbegabung. 

Er spielt den ganzen Tag Computer oder ärgert mich und meine Freundinnen.

Seine Freunde sind alle total kindisch und pubertär und stören uns Mädels ständig. Ich war mit 13 echt nicht so unreif wie der.

Meine Mutter hat ihn jetzt leider auch noch in den Flötenunterricht geschickt, weil sie der Meinung ist, dass ist wichtig für seine kreative Entwicklung.

Mir persönlich geht er damit nur auf den Geist. Der will gar nicht richtig spielen lernen, der will nur wieder nerven und stören. So ist er nämlich. Total gestört, der sollte lieber mal zum Kinderpsychologen. 

Ich gehe übrigens auch zum Kinderpsychologen. Aber nicht, weil mit mir was nicht stimmt, sondern weil wir Hochbegabten auch sehr sensibel sind. Durch meine Psychologin lerne ich selbstbewusst mit den eher Unbegabten in der Welt umzugehen, was oft eben sehr schwer ist. Für einen sensiblen Menschen können Ansichten und Forderungen unbegabter Mitmenschen zu einer starken emotionalen Belastung werden. Aber durch die Therapie kann ich all das besser ertragen.

Ich bin da also nicht, weil ich gestört bin. Gestört ist nur mein Bruder. Aber der geht natürlich nicht dahin, so nach dem Motto „Hilfe, es könnte ja unbequem werden, sich mal mit sich selbst auseinanderzusetzen…“